Gretel & Hänsel

Gretel und Hansel
Gretel und Hansel

Für uns eine halbe Ewigkeit! Vor Corona konnte es vorkommen, daß wir bis zu zwei oder drei Mal am Wochenende im Kino waren. Teils auch schon mal zwei Mal am Tag. Und zwar war das während der Hitzewelle vor ein paar Jahren, als jeder Normalsterbliche entweder im Wasser war (wollten wir nicht, da am Wochenende überlaufen) oder in den Bergen (Wandern liegt uns nicht so), am Meer (zu weit weg) oder sonstwo wo es nicht so heiß war wie bei uns. Nachdem Kinos immer angenehm klimatisiert sind, schaffen wir an heißen Sommertagen also auch mal zwei Vorstellungen. Schön mit Pause dazwischen, damit man - sofern man in der Buchenau in Fürstenfeldbruck ins Kino geht - zwischen den Vorstellungen schnell ein leckeres Eis vom Italiener gegenüber schlecken kann. Aber genug davon.


Jedenfalls hatten wir in unserem Urlaub kürzlich schon mit dem Gedanken gespielt, ins Inselkino auf Amrum zu gehen, haben es dann aber gelassen - zu viele andre interessante Dinge zum Anschauen auf der Nordseeinsel. Aber in den Fingern gejuckt hätte es uns schon. Statt dessen entschieden wir, noch etwas Zeit ins Land gehen zu lassen.


Hat sich dann ja auch rentiert, denn seit Anfang Juli dürfen Kinobetreiber mit Hygienekonzept auch wieder Popcorn verkaufen und die Besucher selbiges im Saal verzehren, und nach Einnehmen des Platzes auch den Mund-Nasen-Schutz abnehmen. Wie in der Gastronomie eigentlich.


Blieb nur noch die Frage, welchen Film wir anschauen sollten.


Hier merkt man meiner Meinung noch sehr, dass wir noch immer mitten in der Pandemie stecken. Filme, die schon mehrere Monate alt sind, laufen noch immer (wobei das auch zu Nicht-Pandemie-Zeiten in Neufahrn nicht so ungewöhnlich ist), andere, die längst angekündigt waren, noch immer nicht, und sogar manche Trailer sind noch immer die selben wie zu Beginn der Pandemie.


So war die Auswahl doch ein wenig eingeschränkt.


Nachdem wir nicht mit Kindern gesegnet sind, und derzeit kein Illumination-Film a la Minions oder Pets läuft, sollte es also ein Film für Erwachsene werden.


Hier mögen wir es gruselig, also wählten wir "Gretel & Hänsel" aus. Dass der Film in eine völlig andere Richtung gehen würde, wie "Hänsel & Gretel" vor ein paar Jahren, obwohl gleiches Thema, war uns schon klar.


Nur, dass nicht nur der Trailer, sondern dann auch der Film vom zugehörigen Trailer und der wiederum vom Film vor ein paar Jahren dermaßen abweichen würde, nicht.


Doch ich greife voraus.


Zunächst einmal muss ich die Darsteller lobend erwähnen. Bis auf die relativ kurze Vorgeschichte und kurze Sequenzen kommt der Film hauptsächlich mit nur drei Darstellern aus. Allen voran wäre Alice Kriege zu nennen, den meisten bekannt als die fiese Borg-Königin aus Star Trek. Daß man der per se schon mal nicht trauen kann, hätten treue Fans den beiden Kids gleich sagen können.


Die beiden Kids, nämlich Gretel und Hänsel, werden gespielt von Sophia Lillis und Samuel Leakey. Samuel kannte ich bis dato nicht, als treue Netflix-Abonnentin und Horrorfilmfan jedoch war mir Sophia schon ein Begriff. Sie spielte auf Netflix in der Serie "I'm not okay with this" und in "Es" (Neuverfilmung natürlich, obwohl die ältere Version stellenweise besser ist) jeweils eine der Hauptrollen, bzw. auf Netflix DIE Hauptrolle.


Soweit alles richtig gemacht also. Auch der Anfang lässt sich gut an, bis zu dem Moment, wo die Kids auf das Hexenhaus treffen. Als kundiger Grimm-Märchenleser erkennt man sofort, dass eine wichtige Zutat am Haus auf den ersten Blick fehlt: Lebkuchen und Süßigkeiten. Zwar riecht wohl der ganze Wald danach, wenn man Hänsel glauben darf, aber davon hat man als Kinozuschauer ja nix. Gut, dafür wird man dann recht schnell entlohnt, als Gretel durch ein Fenster einen Blick ins Innere des Hauses wirft. Dort auf dem Tisch sind dann alle Köstlichkeiten, die nicht an der Hauswand kleben.


Jetzt kann man natürlich fragen, wo da der Unterschied ist. Da ist ein großer Unterschied! Während ein Haus aus Lebkuchen ein Kunstwerk ist und magisch, ist ein Tisch voller Essen für offensichtlich nur eine Person, die noch nicht mal Besuch erwartet (wie die Hexe wenige Minuten später zugeben wird) ein Fall für den Seelenklempner, und verweist also schon in den ersten Minuten nach der Ankunft darauf, dass hier eigentlich etwas ganz und gar nicht stimmt. Hätte die Hexe jetzt eine Mega-Gefriertruhe oder einen Kühlraum von der Größe einer kleinen Eigentumswohnung, dann würde dieses Aufgebot an köstlichen Speisen für nur eine einzige Frau Sinn ergeben. Noch dazu für eine Frau die nicht so aussieht, als würde sie sich der Völlerei hingeben.


So aber frägt sich sogar Gretel zu Recht nach einiger Zeit, ob das noch normal ist.


Bedauerlicherweise für Hänsel und Gretel frägt sich das Gretel jedoch erst Tage später, nachdem sie das großzügige Angebot der Hexe, doch zu bleiben, angenommen hat.


Auch wird Gretel immer wieder von seltsamen Träumen heimgesucht, bei denen sie sich fragt, ob das wirklich nur Träume sind?


Wie der Film weiter geht (was sich Märchenfans vermutlich mehr oder weniger denken können) und wie er endet, müsst ihr selbst herausfinden.


Meine persönliche Meinung: Es war schön, mal wieder im Kino zu sein, die düstere Atmosphäre des Films zu genießen (denn die ist gut gelungen) und Popcorn zu futtern. Was den Film selbst angeht muss ich leider sagen, dass er es sogar mit seinen kurzen 88 Minuten schafft, dermaßen Längen aufkommen zu lassen, dass ich für ein paar Minuten mit dem Schlaf gekämpft habe.


Was wirklich gut ist, sind die Dialoge, wo man sich als Zuschauer aber fragen muss, ob der Film Horrorfilm oder Gesellschaftskritik sein möchte, denn beides funktioniert irgendwie nicht so richtig.


Ich für meinen Teil muss sagen, dass hier leider sehr viel Potential verschenkt wurde, und der geneigte Märchenfan sicherlich das Original der Gebrüder Grimm gruseliger finden wird.


Wer aber erst mit gruseligen Filmen anfängt und sich langsam steigern und nicht gleich mit "The Walking Dead" anfangen möchte, der ist hier gut aufgehoben. Für den einen oder anderen kalten Schauer reichts noch. ;)


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